»Alle wirken innerlich blitzblank, nur in unserem Inneren sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa«, denkt sich Kioskbesitzer Armin, als er vergeblich versucht, erfolgreich zu meditieren. Und auch im Inneren der anderen Figuren dieser literarischen Kolumnen herrscht Unordnung: Frau Wiese kann nicht mehr schlafen, Herr Pohl ist nachhaltig verzagt, Lisa hat ihren ersten Liebeskummer, Vadims Hände zittern, Frau Schwerter muss ganz dringend entspannen, ein trauriger Patient hat seine Herde verloren, und Psychoanalytiker Ulrich legt sich mit der Vergänglichkeit an. Kummer aller Art plagt die Menschen, die sich, mal besser, mal schlechter, durch den Alltag manövrieren. Aber der Kummer vereint sie auch, etwa, wenn auf Spaziergängen Probleme zwar nicht gelöst werden, aber zumindest mal an die Luft und ans Licht kommen.
Klug, humorvoll und mit großem Sinn für Feinheiten und Absurditäten porträtiert Mariana Leky Lebenslagen von Menschen, denen es nicht an Zutraulichkeit mangelt, wohl aber am Mut zur Erkenntnis, dass man dem Leben nicht dauerhaft ausweichen kann.
Portugal ist als Exil- und Transitland für Opfer nationalsozialistischer Verfolgung ein noch wenig bekanntes Kapitel in der Exilgeschichte. Christa Heinrich und Irene Pimentel gehen den vielfältigen Realitäten der Flüchtlinge in Portugal nach, das – wie eine Ironie des Schicksals – selbst von einer reaktionären nationalistischen Diktatur unter António de Oliveira Salazar beherrscht wurde. Das neutrale Portugal wurde während des Zweiten Weltkriegs zum wichtigsten europäischen Fluchttor nach Übersee. Die Zahl der Verfolgten, die in Portugal Zuflucht fanden, liegt laut Schätzungen zwischen 50.000 und 80.000, darunter prominente Persönlichkeiten wie Hannah Arendt, Steffie Spira, Friderike Zweig, Friedrich Torberg, Heinrich und Nelly Mann, Golo Mann, Marta und Lion Feuchtwanger, Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel, Alfred und Erna Döblin, Erich Ollenhauer, Arthur Koestler, Otto von Habsburg, Max Ernst, Marc Chagall, Max Ophüls, Elsbeth und Herbert Weichmann oder Alfred Polgar.
Die Autorinnen würdigen die lebensrettende Bedeutung Portugals für die Flüchtlinge sowie die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der portugiesischen Bevölkerung, zeigen aber auch, dass viele von ihnen an der restriktiven Einreisepolitik des Salazar-Regimes scheiterten und ihr Leben verloren. Portugal hat aber nach heutigem Kenntnisstand keine Flüchtlinge an die Nationalsozialisten ausgeliefert.
In Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung
Mit: Christa Heinrich
Moderation: Dr. Nora Pester
Wen wir begrüßen dürfen, steht noch nicht fest. Die Veranstaltung is nur für Mitglieder bestimmt.Um Anmeldung bei Frau Christianne Brenken bis 13.12.2022 wird gebeten.
„Wie schön eine Straße im Winter ist! Sie ist zugleich verdunkelt und enthüllt“, schreibt Virginia Woolf in ihrem literarischen Essay Street haunting – a London adventure, in dem der Kauf eines Bleistifts zu einer zwingenden Notwendigkeit wird, einer guten Ausrede nämlich, durch das abenddämmernde, winterliche London zu flanieren. Es gibt wohl kaum einen Text, der besser in diese Tage passt, die wir gerne „zwischen den Jahren“ nennen – eine Zeit also, die es eigentlich gar nicht gibt, in der die Stunden etwas langsamer und sanfter zu vergehen scheinen und wir uns Rückschau und Vorahnungen hingeben. Schauspielerin Hannah von Peinen hat diesen wunderschönen Essay schon einmal in der Kakadu Bar gelesen – dieses Mal wird sie musikalisch begleitet von dem gebürtigen Londoner Sam Hogarth, der den Winterabend mit einigen Jazz Classics anwärmt. Sylvia Fritzinger, Programmleiterin der Kakadu Bar, wird ein wenig zu Virginia Woolf im Allgemeinen und zu diesem Text im Besonderen erzählen. Wir freuen uns darauf, mit Ihnen gemeinsam das Unwirkliche und Melancholische des Jahresendes auszukosten. Sie sind herzlich dazu eingeladen!
Ein wenig länger trödelnEin literarisch-musikalischer Winterspaziergang zum Jahresende
Mit: Hannah von Peinen, Sylvia Fritzinger und Sam Hogarth