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Annabelle Bonnéry wird Nachfolgerin von Honne Dohrmann

Annabelle Bonnéry wird Nachfolgerin von Honne Dohrmann

Das Staatstheater hat eine Nachfolgerin für Honne Dohrmann als Tanzdirektorin von tanzmainz ab der Spielzeit 2027/28 gefunden: Es ist die Choreografin Annabelle Bonnéry. Honne Dohrmann geht nach vielen erfolgreichen Jahren an der Spitze der Sparte im Juli 2027 in den Ruhestand.

„Der enorme kreative Reichtum eines Place of Creation mit wechselnden Choreograf*innen und die hohe tänzerische Qualität der Compagnie des Staatstheaters sind Motor für den großen Erfolg von tanzmainz, beides gilt es auch in Zukunft zu erhalten. Ich bin darum sehr froh, dass wir mit Annabelle Bonnéry eine hochkompetente Persönlichkeit gefunden haben, die künstlerisch und menschlich großartig zum Profil von tanzmainz und zum Haus insgesamt passt“, betonte Markus Müller bei Bekanntgabe der Entscheidung im Aufsichtsrat.

Sie selbst freut sich auf die neue Herausforderung: „tanzmainz ist eine der führenden zeitgenössischen Tanzkompanien Europas, bekannt für ihre mutige Vision und außergewöhnlich vielseitigen Tänzerinnen, die ein kraftvolles Ensemble bilden. Es ist mir eine Ehre, im August 2027 die künstlerische Leitung zu übernehmen und auf der inspirierenden Arbeit von Honne Dohrmann aufzubauen. Meine Vision ist es, diese mit einem vielfältigen, dynamischen Programm weiterzuentwickeln, das den Dialog zwischen Publikum sowie aufstrebenden und etablierten Choreografinnen fördert. Ich suche nach Künstler*innen, die sich mit drängenden gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen und neue Perspektiven eröffnen – und damit Räume für kulturellen Austausch, Teilhabe und Reflexion schaffen. Ich freue mich sehr darauf, das engagierte und begeisterte Publikum in Mainz kennenzulernen, das ich bei mehreren Besuchen und Gastspielen mit Carte Blanche erleben durfte. Gemeinsam können wir eine Zukunft für tanzmainz gestalten, die von Exzellenz, Neugier und Offenheit geprägt ist.“

„tanzmainz, das bedeutet faszinierende Tanzereignisse auf höchstem Niveau mit herausragenden Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt. Unzählige Gastspielanfragen belegen die Ausstrahlungskraft dieses tollen Ensembles. Darauf sind wir in Mainz sehr stolz. Um so mehr freue ich mich, dass das Staatstheater Mainz mit Annabelle Bonnéry eine international anerkannte Künstlerin gewonnen hat, die für den Mut zu außergewöhnlichen Projekten mit hohem ästhetischen Anspruch steht. Und besonders freut es mich, dass wir eine Künstlerin mit enger Verbindung zu unserer Partnerstadt Dijon für Mainz gewinnen können“, so Oberbürgermeister Nino Haase.

Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck unterstreicht: „tanzmainz ist mit seinem hochkarätigen Ensemble und den künstlerisch vielfältigen und begeisternden Produktionen ein besonderer Botschafter für Rheinland-Pfalz geworden. Sowohl als Publikumsmagnet in der Landeshauptstadt als auch durch die vielbeachteten Gastspiele weltweit. Ich freue mich sehr, dass mit Annabelle Bonnéry eine profilierte, mutige, international vernetzte und an gesellschaftlich relevanten Fragen interessierte Persönlichkeit gewonnen werden konnte, die in der Nachfolge von Honne Dohrmann diese Geschichte weiterschreiben kann und eigene inspirierende Impulse setzen wird.“

Biografie von Annabelle Bonnéry

Annabelle Bonnéry ist eine leidenschaftliche Wegbereiterin des zeitgenössischen Tanzes, ihre künstlerische Laufbahn erstreckt sich über mehr als drei Jahrzehnte. Seit 2018 steht sie an der Spitze von Carte Blanche, der norwegischen Nationalcompagnie für zeitgenössischen Tanz, mit Sitz in Bergen. Als künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin verantwortet sie die strategische und künstlerische Ausrichtung einer Compagnie mit 32 fest angestellten Tänzer*innen, Techniker*innen und Mitarbeitenden – und prägt damit maßgeblich das zeitgenössische Tanzschaffen Norwegens.

Geboren 1973 in Frankreich, erhielt sie ihre klassische und zeitgenössische Tanzausbildung am Nationalkonservatorium von Dijon. Parallel dazu absolvierte sie ein Studium der Anglistik an der Universität Montpellier sowie einen Master in Kulturmanagement an der Universität Dijon. Ihre künstlerische Handschrift wurde früh durch inspirierende Begegnungen mit bedeutenden Choreograf*innen geprägt, unter anderem Maguy Marin, Jean-Claude Gallotta, Ramon Oller, Jackie Taffanel und Rui Horta, mit dem sie über zehn Jahre lang zusammenarbeitete – als Tänzerin, Assistentin und Wiederaufnahmen-Coach.

Zwischen 1998 und 2018 leitete sie gemeinsam mit dem Galeristen François Deneulin die Compagnie Lanabel. In dieser Zeit entstanden 18 choreografische Werke, die auf renommierten Bühnen wie dem Théâtre National de Chaillot in Paris, der Biennale de la Danse de Lyon, den Opernhäusern von Dijon und Rouen sowie auf Festivals in Mexiko, China, Tunesien, Türkei und Burkina Faso gezeigt wurden. Besonders am Herzen liegen ihr interdisziplinäre Projekte wie etwa Exquises (2008), ein Duett mit dem Koch Thierry Moyne, das über ein Jahrzehnt durch Europa tourte, oder Virus//Antivirus (2007), das in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen des CEA Grenoble entstand.

Ihr choreografisches Denken ist stark geprägt von Kooperation und Kontext. So realisierte sie unter anderem das partizipative Großprojekt Paysage d’ensemble im Pariser Stadtteil Goutte d’Or mit dem Chaillot Theatre national for dance und über 100 Mitwirkenden oder arbeitete zwischen 2012 und 2018 eng mit dem CDC La Termitière in Ouagadougou zusammen – ein Modell internationaler künstlerischer Zusammenarbeit, das von regionalen, städtischen und staatlichen Förderern wie der Stadt Grenoble, der Region Auvergne-Rhône-Alpes und dem Institut français unterstützt wurde.

In Norwegen entwickelt sie seit 2018 bei Carte Blanche eine programmatische Linie, die sowohl etablierte Choreograf*innen wie François Chaignaud, Eszter Salamon, Ayelen Parolin oder Jan Martens and Elle Sofe Sara einlädt als auch jungen Stimmen wie Roza Moshtaghi, Katerina Andreou oder Ole Martin Meland Raum gibt. Mit Carte Blanche tourte sie durch Norwegen und Europa und initiierte ein Residenzprogramm für internationale Choreograf*innen. Zugleich ist ihr eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen wie dem KODE-Museum, dem Borealis Festival, dem Bergen International Festival und dem BIT Teatergarasjen besonders wichtig.

Ihr Engagement für kulturelle Bildung zeigt sich in zahlreichen Formaten: offene Proben, Publikumsgespräche, Workshops, Schulprojekte (u.a. im Rahmen von DKS – Den kulturelle skolesekken) sowie Kooperationen mit Ausbildungsstätten wie der KHIO Oslo, der Balletakademien Göteborg oder der Escola Superior de Dança in Lissabon.

Annabelle Bonnéry steht für eine Kunst, die sich nicht in Elfenbeintürmen versteckt, sondern Verbindungen schafft – zwischen Menschen, Disziplinen, Generationen und Kulturen. Mit Kreativität, Entschlossenheit und einer großen Portion Herzlichkeit schafft sie Räume, in denen Tanz als lebendige, gesellschaftlich relevante Sprache erlebbar wird. Und genau das macht sie zu einer wunderbaren Partnerin für das Staatstheater Mainz und mit Beginn der Spielzeit 2027/28 zur Leiterin des Teams von tanzmainz.

Die Theaterfreunde Mainz heißen Annabelle Bonnéry herzlich willkommen und freuen sich darauf, sie kennenzulernen.