Der Intendant des Staatstheaters Mainz, Markus Müller, hat den 2024 zum achten Mal vergebenen Mainzer Medienpreis erhalten, der unter der Schirmherrschaft der Initiative Römisches Mainz e.V. (IRM), des Presseclub Mainz e.V. und der Stadt Mainz steht. Der Moderator verriet bei der Preisverleihung am 29.11.2024 im Landesmuseum, dass sich die elfköpfige Findungskommission „schnell und einstimmig“ auf Markus Müller geeinigt hätte, weil er „innovative Theaterkultur auf höchstem Level in Mainz etabliert“ habe.
Innenminister Michael Ebling hält die Berufung von Markus Müller als Intendanten für einen „Glücksfall für Mainz“, der das Staatstheater zu einem „Leuchtturm für die Kultur“ gemacht habe. Prof. Dr. Christian Vahl rühmt Müller als einen exzellenten Netzwerker im Dienste von Stadt und Kultur. Universitätspräsident Prof. Dr. Georg Krausch attestiert in seiner Laudatio Markus Müller ein Höchstmaß an Kreativität ebenso wie eine nahezu übernatürliche Omnipräsenz auch außerhalb der Kulturszene. Markus Müller, sichtlich gerührt, dankt für den Preis, will ihn aber nur als sichtbarer Teil seines gesamten Theaterteams entgegennehmen. In seiner Dankesrede bekennt er sich zum besonderen Charakter des Theaters mit seinem analogen Erlebniswert. Theater müsse immer wieder Zeichen setzen gegen jede Form der Intoleranz und des Hasses in unserer Gesellschaft.
Wichtig ist für Markus Müller „Wie wir einander eben nicht zuerst als Bedrohung, sondern als mögliche Bereicherung wahrnehmen können. Wie wir uns gegenseitig erlauben zu scheitern. Mit mehr Nachsicht für die Schwächen des Gegenübers und mit etwas mehr Humor und Gelassenheit. Und dabei vielleicht auch das wiederfinden, was Aleida Assmann in ihrem neuen Buch „Gemeinsinn“ nennt – also die Bereitschaft, vom großen ICH abzusehen und für das WIR einstehen zu wollen, insbesondere für die schwächeren Gruppen in diesem Wir.“
Die Faszination des Theaters beschreibt Markus Müller so: „Im Zuschauerraum bin ich eine Weile allein unter Vielen, bin nur noch Auge und Ohr. Die gemeinsame Verabredung ist, dass ich in der Regel erst einmal in Ruhe und mit Konzentration rezipiere. Nicht abgelenkt, fokussiert. Um dann diese selbstgewählte Reduktion auf meine eigene Wahrnehmung zu verlassen und in den Austausch zu gehen mit den Anderen, die auch für eine Zeit lang alleine und bloß Auge und Ohr waren. Theater ist eine Kulturtechnik, die uns etwas völlig anderes abverlangt und bietet als das Netz. Wenn man so will, steht hier das selbstgewählte vorübergehende Alleinsein, das sich dann in Gesellschaft mit anderen auflöst, gegen eine echte Einsamkeit vor dem Bildschirm.“ Damit, so Müller, wird Theater politisch, weil es sich so dem Zugriff der rechtsextremen Politiker entzieht. „Die Rechten können Einsamkeit oder gesichtslose Masse. Eine Gruppe von vielen selbstbestimmten Individuen bekommen sie nicht in den Griff. Also müssen wir viele sein. Und selbstbestimmt. Und individuell. Und wir müssen vieldeutig sein. Denn Vieldeutigkeit von Welt ertragen sie nicht, ihre Methode ist die der scheinbaren Eindeutigkeit.“
Stimmen aus der Findungskommission
Mit seiner kreativen Kraft, seinen Ideen und seiner Zielstrebigkeit hat er das Haus zu einem national geachteten Erfolgsmodell gemacht und vielfältige neue Formate entwickelt, die von den Bürgern begeistert angenommen werden“, so der Sprecher der Findungskommission Prof. Christian Vahl.
Die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse begründet ihr Votum: „Er ist ein exzellenter Netzwerker, der aufgeschlossen und nimmermüde mit den Institutionen der Stadt kooperiert und so die Möglichkeit immer wieder neuer Formate im öffentlichen Raum erfolgreich etablieren kann.
Für die Findungskommission lobt der frühere Kulturdezernent Peter Krawietz: Markus Müller sitzt nicht im Elfenbeinturm der Hochkuttur, sondern ist im gesellschaftlichen Leben in Mainz präsent. Er repräsentiert das weltoffene, experimentierfreudige Mainz.“
Karl Otto Armbruster ergänzt: „Es ist Markus Müller gelungen, eine Breitenwirkung des Theaters zu entfalten. Er spricht mit neuen Formaten auch die jüngere Generation an und hat zu vielen Bereichen der Stadt Brücken gebaut. So ist es auch für jüngere Leute wieder kultig, ins Theater zu gehen. Markus Müller kennt keine Berührungsängste und zeigt den Mut, sich gesellschaftspolitisch mit klaren Stellungnahmen zu engagieren“.
„Mit Markus Müller wurde ein Preisträger gekürt, dem es gelang, innovative Theaterkultur 10 Jahre auf höchstem Level in der Landeshauptstadt zu etablieren. Er hat das Theater als Interaktionsmedium in die Mitte der Gesellschaft geführt“, so Torsten Kirchmann, der Vorsitzende des Presseclub Mainz.
Andreas Klodt betont das Engagement von Markus Müller für Schüler: „Sein Projekt „theaterstarter“ hat Schüler und Schülerinnen der Klassenstufen 1-8 an das Theater herangeführt: inzwischen sind es mehr als 450 Schulklassen, die er auf diese Weise an das Theater heranführen konnte. Das ist nachhaltiges mediales Wirken.“
Ulrich H. Drechsler betont, auch der unternehmerische Erfolg müsse beachtet werden: „Besucherzahlen, Einnahmen und Abonnementzahlen sind seit 2014 stetig gestiegen und haben den höchsten Stand seit Bestehen des Hauses erreicht. Somit wird Markus Müller unserem Anspruch der Nachhaltigkeit gerecht.“ Auch das Platzieren neuer Formate – wie die Opernnacht auf dem Gutenbergplatz – ist ein Beispiel für Müllers kreativen Einsatz“.